Eine Kirchengemeinde als Kontext interreligiöser Aktivitäten

Eine ev.-luth. Kirchengemeinde bildet den Handlungszusammenhang gleich zweier meiner Fälle - eine interreligiöse Silvesterfeier im Kirchenraum und ein interreligiöser Gesprächskreis in der Teeküche des Pfarrhauses. Mit Goffman gesprochen können beide (Kirchenraum und Teeküche) als Regionen des Handlungsraums (Kirchengemeinde) beschrieben werden, insofern sie jeweils physische Grenzen aufweisen und mit diesen die Aktivtäten einhegen. Das interessante ist, dass der Kirchenraum tendenziell als Ort mit Vorderregionencharakter und die Teeküche tendenziell als Ort mit Hinterregionencharakter beschrieben werden kann:

• Kirchenraum: Die Silvesterfeier, zu der verschiedene religiöse Traditionen durch entsprechende VertreterInnen einer interessierten (kirchenbesuchenden) Öffentlichkeit präsentiert werden, hat einen offiziellen und förmlichen Charakter. Als Repräsentationsort von Religion bzw. einer spezifischen religiösen Tradition entwickelt der Ort einen besonders betonenden Kontext für andersreligiöse Performanz (z.B. ein tanzender Hindupriester vor dem Kreuz oder eine Koranrezitation).
• Teeküche: Die im hinteren Bereich des Kirchhofs im Keller des Pfarrhauses gelegene Teeküche ist ein versteckter und für passierende Personen nur mit Hürden zugänglicher Ort. Hier trifft sich regelmäßig eine Gruppe aus an Religion und Gesellschaft interessierten Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit. Als Hinterregion dient die Küche als eine Art Schutzraum, der einen vergleichsweise intimen Rahmen schafft und somit auch deutlich informellere Interaktion (von offener Diskussion bis hin zu schreiend-polemischer Auseinandersetzung) zulässt.

Interessiert an mehr? Dann kommen Sie gerne zu meinem Vortrag auf der DVRW-Jahrestagung in Hannover: 05.09.2019, 11:15-12:45 Uhr

Das Abstract kommt hier...

Küchengespräche?!

Was macht die Teeküche mit interreligiösem Dialog?

Auf "|Marginalien" ist eine kurze Randbemerkung von mir erschienen, die sich um einen meiner Fälle dreht. Jeden Mittwoch trifft sich ein eingeschworener Kreis von Dialogbegeisterten in der Teeküche einer ev.-luth. Gemeinde. Die unscheinbare Küche in der Peripherie der Gemeinde wird dabei zur Arena, die Beteiligten zu hitzigen Disputanten. Aber warum dort? Und warum nicht woanders?

Ein paar Notizen zum Zusammenhang von Küche und interreligiöser Aktivität gibt es hier...